Das Fahrrad: Das ultimative Verkehrsmittel?
Unser Weg führt uns aus der schönen Kieler Altstadt, durch die Gänge und Hallen des alten Rathauses bis auf die Terrasse von Oberbürgermeister Dr. Kämpfer. Während seiner Vorstellung erfahren wir, dass der passionierte Radfahrer tatsächlich noch nie ein Auto besessen hat. Aber warum liegt ihm das Thema Rad so am Herzen? Für Kämpfer ist das Fahrrad das ultimative Verkehrsmittel. Dennoch sind viele Städte nach dem Krieg vor allem für den Autoverkehr konzipiert wieder aufgebaut worden. Dadurch steigt bis heute stetig die Anzahl der Autos in unseren Städten. Diesen Trend sieht er kritisch. Mit Blick auf Klimaschutz, Lebensqualität und Verkehrssicherheit sollen Autos nicht abgeschafft, aber der Umweltverbund wie ÖPNV und Fahrrad stärker gefördert werden.
Kiel auf dem Weg zur Fahrradstadt: Herausforderungen und Zukunftspläne
Eine sehr wünschenswerte Entwicklung, bei der Umsetzung steht aber auch Kiel noch vor einigen Hürden. Im bundesweiten Vergleich kann die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins mit ihrer Radfreundlichkeit zwar glänzen, der Vorsprung zu skandinavischen Partnerstädten wie Aarhus und Stockholm ist allerdings noch längst nicht eingeholt. Um dies zu schaffen, gibt es Konzepte für Premium-Radrouten wie die berühmte Veloroute 10, eine stillgelegte Bahntrasse, die zu einem beliebten Radweg umfunktioniert wurde. Weitere Routen sind geplant, bringen aber Konfliktpotential um den öffentlichen Raum mit sich.
Vielfältige Strategien für eine fahrradfreundliche Zukunft
Klar ist, die Mobilitätswende wird kommen und Kiel geht mit gutem Beispiel voran: So setzt die Stadt auf kontinuierliche Verbesserung. Neben dem Veloroutenkonzept wurden die Investitionen in den Radverkehr verdoppelt, Ausbau und Instandhaltung der Radwege aufgestockt und attraktive Rahmenbedingungen geschaffen. Zu diesen gehören zum Beispiel die kostenlose Radmitnahme auf den Fähren, sichere Abstellmöglichkeiten oder das sehr gut genutzte Bike-Sharing-System „Sprottenflotte“. All diese Maßnahmen sind wichtig, denn „eine fahrradfreundliche Stadt ist viel mehr als nur Radwege“, führen allerdings auch zu Verunsicherung mancher Bürger:innen. Viele haben Angst ein so „Fahrrad-affiner OB“ könnte gegen das Auto sein. Dem widerspricht Kämpfer. Der Verkehrsraum soll neu aufgeteilt werden, das Auto wird allerdings allein schon durch Pendlerverkehr immer seine Berechtigung haben.
Die Rolle des Radverkehrs im Deutschen Städtetag: Einheitliche Ziele trotz politischer Vielfalt
Der Oberbürgermeister ist zusätzlich zu seinem Amt im Rathaus auch aktiv im Deutschen Städtetag, ein kommunaler Spitzenverband deutscher Städte. Welche Rolle spielt hier der Radverkehr? Die Antwort: Eine sehr große. Auf der Agenda fast jeder Sitzung steht die Verkehrswende weit oben. Da im Städtetag alle politischen Lager vertreten sind, gibt es oft unterschiedliche Meinungen und Herangehensweisen in Bezug auf Radverkehr. Dennoch ist der Austausch mit anderen Städten wertvoll, vor allem wenn es um den Umgang mit ähnlichen Herausforderungen geht, wie eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung. Die Zielsetzung sei bei allen Städten gleich: „Besser morgen als übermorgen klimaneutral werden und die Verkehrswende wuppen“.
Oberbürgermeister Kämpfers Ansatz für die Verkehrswende
Als ausgebildeter Mediator arbeitet Kämpfer täglich an einem konstruktiven Diskurs zwischen den Konfliktparteien. Dabei ist wichtig, sich gegenseitig nicht zu verteufeln und kompromissbereit zu sein. Dann ließe sich auch der Verkehr in den nächsten Jahren nachhaltig verändern. „Und dass das nichts Schreckliches ist, sondern etwas Schönes, worauf man sich am Ende freuen kann“ hat sich der OB als wichtige Message genommen.
Mit vielen spannenden Eindrücken im Gepäck verabschieden wir uns und bringen hoffentlich viel Inspiration aus dem hohen Norden mit in unser schönes Stuttgart.