Wofür braucht man sie, welche Vorteile bieten sie und was sind aktuelle Trends und Entwicklungen? In unserer aktuellen Blog-Reihe beschäftigen wir uns mit kommunalen Rechenzentren und ihrer Rolle für die moderne Verwaltung. Im persönlichen Gespräch stellt sich Karl-Matthias Pick, Geschäftsbereichsleiter Anwendungen der kdvz Rhein-Erft-Rur, unseren Fragen und erklärt, wie sich Kommunen in Deutschland digitaler aufstellen.
Kurz und knapp:
Redaktion: Herr Pick, bitte beschreiben Sie kurz Ihre Arbeit.
Karl-Matthias Pick: Als Geschäftsbereichsleiter Anwendungen ist es meine Aufgabe, die 33 uns angeschlossenen Kommunalverwaltungen mit digitalen Diensten und der dazugehörigen Infrastruktur zu versorgen. Wir verstehen uns als ganzheitlicher Lösungsanbieter und überführen Impulse von Verwaltung, Politik und Bürgern in echte Innovationen. So entwickeln und betreuen wir zum Beispiel das Dokumenten-Management-System (DMS) und den kommunalen Sitzungsdienst SD.Net für unsere Gemeinden und viele andere Verwaltungen.
R: Wie beschreiben Sie das Verhältnis von Gemeinden zu kommunalen Rechenzentren?
KMP: Neben den „Brot-und-Butter“-Anwendungen wie Speichersystemen sehe ich es als Aufgabe kommunaler Rechenzentren wie der kdvz, starre Strukturen in der öffentlichen Verwaltung aufzubrechen und Vorreiter der Digitalisierung zu sein. In erster Linie sind wir Dienstleister unserer Kunden, gleichzeitig initiieren wir Transformationsprozesse, um mit dem gesellschaftlichen Wandel Schritt zu halten. Diese neuen Abläufe gefallen nicht jedem. Im Großen und Ganzen erlebe ich jedoch eine positive Haltung gegenüber digitalen Systemen, die einen echten Produktivitätsgewinn erzielen.
R: Welchen Rat würden Sie einer Bürgermeisterin oder einem Bürgermeister geben, der die Digitalisierung seiner Stadtverwaltung vorantreiben möchte?
KMP: Wichtig ist, dass Kommunen lernen mit Startups zusammenzuarbeiten. Bei etablierten Unternehmen im öffentlichen Sektor sehe ich oft einen eingeschränkten Innovationsdrang aufgrund des schwächeren Konkurrenzdrucks. Wenige Anbieter teilen sich vergleichsweise statische Märkte auf. Junge Unternehmen sprengen alte Muster, indem Sie mit neuen Ansätzen, anderen Arbeitsmethoden und Techniken wie KI-basierten Innovationen im kleinen Rahmen kreieren. In diesem Spannungsfeld aus bewährten Produkten und neuen Entwicklungen bewegen auch wir uns bei der kdvz.
R: In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr als 10 kommunale Rechenzentren, in Baden-Württemberg nur ein einziges. Wie wirkt sich diese Aufsplittung in der Praxis aus?
KMP: Mit nur 33 Kommunen verfügen wir über weniger finanzielle Ressourcen und Personalpower und sind auf Kooperationen angewiesen. Grundsätzlich führen wir einen engen Austausch mit den anderen Rechenzentren in NRW. Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen uns möglichst. Das Rad der Digitalisierung rollt schnell, somit sehe ich unsere Größe als Vorteil: Kleinere Firmen wie auch die kdvz sind in Abläufen und Strukturen oft beweglicher.
R: Wie bewerten Sie das Verhältnis zu den internen IT-Abteilungen größerer Städte und Gemeinden?
KMP: Auch hier erlebe ich keine Konkurrenz, wir profitieren voneinander. Großstädte agieren traditionell autark, da wollen wir uns als Dienstleister gar nicht einmischen. Bei ganz kleinen und mittleren Kommunen mit wenig IT sehen wir die stärksten Synergieeffekte.
R: Wohin führt die Zukunft kommunaler Rechenzentren und der kdvz?
KMP: Natürlich laufen aktuelle Trends wie cloudbasierte Datenverarbeitung und künstliche Intelligenz an uns nicht spurlos vorbei. Historisch kommen kommunale Rechenzentren aus der Zeit der Großrechner, bei denen alle Daten intern gespeichert wurden. Das ist mit vielen modernen Anwendungen gar nicht mehr möglich, die Cloud ist unumgänglich. Deshalb arbeiten wir mit deutschen Anbietern mit BSI-Zertifikation zusammen, perspektivisch könnte es sogar eine „Deutschland-Cloud“ geben. Mittelfristig gehen wir bei der kdvz einen Mittelweg aus lokal laufenden Anwendungen für sensible Daten und externe Dienste mit den bekannten „Cloud-Vorteilen“.
R: Herr Pick, vielen Dank für das angenehme Gespräch.
Über die Kommunale Datenverarbeitungszentrale (kdvz) Rhein-Erft-Rur
Der Zweckverband kdvz Rhein-Erft-Rur in Frechen unterstützt öffentliche Verwaltungen als moderner und leistungsstarker IT-Dienstleister – von Infrastruktur bis Digitalisierung. Damit ist die Verarbeitungszentrale erste Ansprechpartnerin für insgesamt 33 Kommunalverwaltungen in allen Fragen der Informationstechnologie für die öffentliche Hand. Träger des Zweckverbandes mit 160 Mitarbeitenden sind die Kreise Euskirchen und Rhein-Erft-Kreis sowie 31 kreisangehörige Städte und Gemeinden sowie aus dem Kreis Düren. Darüber hinaus zählt die kdvz auch Kommunen und andere, vornehmlich öffentlich-rechtliche, Institutionen, die nicht dem Verband angehören, zu ihrem Kundenkreis.
Über die vialytics GmbH
Die drei Pioniere Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic-Albrecht riefen vialytics 2018 ins Leben. Seitdem verfolgt das Stuttgarter Unternehmen mit 100 Mitarbeitenden einen ambitionierten Wachstumskurs. Mittlerweile sind es über 500 Partnerkommunen, die ihre Straßen regelmäßig mit dem vialytics System befahren und aus den gesammelten Daten Maßnahmen ableiten. „Es gibt aktuell kein Straßenmanagementsystem, das den kommunalen Anforderungen gerechter wird als unseres“, fasst Patrick Glaser zusammen. Die hohe Nachfrage aus Deutschland und den europäischen Nachbarländern kann vialytics durch eine neue Zusammenarbeit mit Scania Growth Capital sowie der langfristigen Investition durch EnBW New Ventures und Statkraft Ventures bedienen. Achim Hoth bestätigt: „Jeder Bürger möchte in lebenswerten Städten und Gemeinden wohnen. Unser Straßenmanagementsystem hilft allen Kommunen ihre Straßen effizienter zu verwalten und das meiste aus dem kommunalen Haushalt herauszuholen.“